PASSiON Patient:innenversorgung in Hausarztpraxen – Das Potential von APN
Die Zunahme chronischer Erkrankungen, Multimorbidität sowie Fachkräftemangel machen eine Anpassung der Primärversorgung unabdingbar. In Schweizer Hausarztpraxen besteht Potential hinsichtlich des Einsatzes von APNs.
Fiche signalétique
- Départements participants Santé
- Institut(s) Soins infirmiers
- Unité(s) de recherche Champ d'innovation soins de santé et développement des ressources humaines
- Organisation d'encouragement Autres
- Durée 15.10.2020 - 31.03.2025
- Direction du projet Dr. Margarithe Ch. Feuz-Schlunegger
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Équipe du projet
Dr. Margarithe Ch. Feuz-Schlunegger
Prof. Dr. Maya Zumstein-Shaha -
Partenaire
Vontobel-Stiftung
Stiftung Pflegewissenschaft Schweiz - Mots-clés Nurse Practitioner, Medizinische Praxiskoordinator*in, Hausarztpraxis, Chronisch kranke Menschen
Situation
Die Schweiz steht vor der Herausforderung, die Primärversorgung bei einer steigenden Anzahl älterer, chronisch kranker sowie multimorbider Menschen weiterhin zu gewährleisten. Advanced Practice Nurses (APNs) haben das Potential, Lücken in der Primärversorgung zu schliessen. Das PhD-Projekt liefert erstmals Erkenntnisse zu den Kompetenzen von APNs in Hausarztpraxen und zu ihrem Beitrag im Rahmen einer institutionsübergreifenden Anstellung. Zudem zieht das PhD-Projekt einen Vergleich zwischen Hausarztpraxen mit und ohne APNs in der Schweiz. Ziel dieser Studie war es, die Gesundheitsversorgung bei chronisch kranken Menschen in Hausarztpraxen mit und ohne APNs zu beschreiben sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu identifizieren. Folgende Forschungsfragen standen im Fokus: 1) Was sind die Kompetenzen von APNs in der Erwachsenenpflege in Hausarztpraxen? 2) Wie zeigt sich der Beitrag von APNs bei älteren, chronisch kranken Menschen im interprofessionellen Kontext in zwei Schweizer Hausarztpraxen? 3) Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen Hausarztpraxen mit und ohne APNs bei der Primärversorgung von chronisch kranken Menschen? 4) Wie wer-den Methoden- und Datenanalysetriangulation in Case Studies zu APNs in der Primärversorgung beschrieben?
Approche
Für die Beantwortung der Forschungsfragen 1) und 4) wurden Scoping Reviews durchgeführt. Die Forschungsfragen 2) und 3) wurden anhand eines Multiple Case Study Designs mit Interviews, Beobachtungen, der Analyse von Patient*innendossiers und Frage-bogen untersucht. Es wurden fünf Hausarztpraxen in ländlichen Gegenden und Bergregionen in der deutschsprachigen Schweiz eingeschlossen. In zwei Haus-arztpraxen arbeitete jeweils eine APN. Erstens wurde eine Within-Case-Analyse bei den fünf Hausarztpraxen durchgeführt. Die qualitativen Daten aus den Interviews, Beobachtungen und den Patient:innendossiers wurden induktiv mittels thematischer Analyse nach Braun und Clarke zu Fallvignetten zusammengeführt. Die quantitativen Daten aus den Fragebogen wurden deskriptiv analysiert und bildeten die Fallkontexte. Zweitens wurde eine Cross-Case-Analyse anhand einer deduktiven thematischen Analyse nach Braun und Clarke angewendet. Diese Analyse stützte sich auf das Chronic Care Model nach Wagner.
Résultat
Die erste Scoping Review zeigte, dass für APNs am häufigsten Kompetenzen in der direkten klinischen Praxis genannt wurden, v.a. pflegerische oder medizinische Tätigkeiten. Die Within-Cases zeigten, dass APN einen Beitrag in den Bereichen Förderung des Selbstmanagements, Prävention und Gesundheitsförderung bei komplexen, stabilen und instabilen Patient*innensituationen leisten, die bis anhin durch andere Gesundheitsberufe in den Hausarztpraxen nur unzureichend abgedeckt wurden. Sie stärkten durch die institutionsübergreifende An-stellung und eine flexible, adressatengerechte Kommunikation das Schnittstellenmanagement. Die Cross-Case-Analyse identifizierte folgende Gemeinsamkeiten bei der Patient*innenversorgung in den fünf Hausarztpraxen: Chronisch Kranke wollten als ganzheitliche Person wahrgenommen werden. Leitlinien zu Multimorbidität fehlten und relevante Leistungen, wie die Koordination, wurden nur begrenzt erstattet. Die Hausarztpraxen mit APN unterschieden sich dahingehend, dass die Rollen im Team unklarer waren und Kriterien für die Überweisung von Patient*innen an die APN fehlten. Zudem befanden sich diese Teams in einem längeren Veränderungsprozess. In der zweiten Scoping Review zeigte sich, dass mangelnde Beschreibungen zu den verschiedenen Verfahren der Triangulation von Methodik und Datenanalyse in Case Studies vorlagen. Sie waren wenig methodisch standardisiert, was sich negativ auf die Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses auswirkte.
Perspectives
APN bieten eine zusätzliche patient*innenzentrierte Versorgung in Haus-arztpraxen, die ohne APN in diesem Rahmen nicht möglich war. Jedoch bestehen Unklarheiten im Zuweisungsprozess der Patient*innen an APN. Anpassungen bestehender Praxisstrukturen an neue Modelle sollten untersucht werden. Empfohlen werden zudem die Schaffung von Post-Master Weiterbildungen für APN, der Aufbau von interprofessionellen Austauschgefässen, wie beispielsweise Fallbesprechungen in Hausarztpraxen, und die Nutzung von Stellenbeschreibungen.