Strafen, schützen, erziehen? Perspektiven auf die Jugendstrafuntersuchung
In dem Projekt wird untersucht, wie es in der Jugendstrafuntersuchung aus Sicht von Betroffenen und Fachkräften gelingt, die Massnahmen individuell auf den Einzelfall abzustimmen, und welche Herausforderungen in der Zusammenarbeit bestehen.
Fiche signalétique
- Départements participants Travail Social
- Institut(s) Institut enfance, jeunesse et famille
- Organisation d'encouragement FNS
- Durée (prévue) 01.11.2025 - 31.10.2029
- Direction du projet Dr. Simone Brauchli
- Mots-clés Jugendstrafbehörden, Massnahmenfindung, Soziale Arbeit, Abklärung, Jugendliche, Eltern, Perspektiventriangulation
Situation
Die Jugendstrafjustiz in der Schweiz orientiert sich am Prinzip des Schutzes und der Erziehung der Jugendlichen. In den letzten Jahren hat jedoch zudem eine verstärkte Sicherheitsorientierung – insbesondere im Umgang mit jugendlichen Intensivtäter*innen – an Bedeutung gewonnen. Der aktuelle Fokus auf Risikokontrolle und Rückfallprävention wirft die Frage auf, wie der Schutz- und Erziehungsauftrag dennoch umgesetzt werden kann. Sozialarbeiter*innen in den Jugendstrafbehörden spielen in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle, da sie in der Jugendstrafuntersuchung die Abklärung der persönlichen Verhältnisse von straffälligen Jugendlichen übernehmen und fallbezogen Massnahmen zuhanden der entscheidenden Jurist*innen empfehlen. Sie bestimmen damit die Art und Weise des weiteren strafrechtlichen Umgangs mit den Jugendlichen entscheidend mit.
Approche
Das Forschungsprojekt untersucht die Abklärung der persönlichen Verhältnisse in der Jugendstrafuntersuchung durch Sozialarbeitende multiperspektivisch. Ausgehend von Jugendstraffällen aus vier Kantonen werden offene Leitfadeninterviews mit Jugendlichen, ihren Eltern sowie Sozialarbeiter*innen und Jurist*innen geführt und mithilfe der Grounded Theory ausgewertet. Erleben und Perspektiven aller Beteiligten werden analysiert, systematisch zueinander in Beziehung gesetzt und gruppenbezogen typisiert – mit dem Ziel, fallprägende Figurationsdynamiken sichtbar zu machen. Zudem wird aufgezeigt, wie gesellschaftliche, institutionelle und machtbezogene Rahmenbedingungen die Zusammenarbeit aller Beteiligten prägen.
Résultat
In der Schweiz fehlen bislang umfassende Erkenntnisse darüber, wie Jugendliche, Eltern und Fachkräfte die Abklärung der persönlichen Verhältnisse in der Jugendstrafuntersuchung erleben und mit welchen Herausforderungen die einzelnen Beteiligten konfrontiert sind. Darüber hinaus ist unklar, inwiefern es aus Sicht der Beteiligten gelingt, die Massnahmen auf den Einzelfall abzustimmen. Das Projekt schliesst diese Forschungslücke und zeigt auf, wie gesellschaftliche, institutionelle und machtbezogene Rahmenbedingungen die Zusammenarbeit aller Beteiligten prägen.
Perspectives
Die Untersuchung erschliesst fehlendes Wissen über die Rolle der Sozialen Arbeit in der Jugendstrafuntersuchung und bietet wichtiges Reflexionswissen für die sozial- und kriminalpolitische Gestaltung dieses kontroversen Handlungsfelds.