Playtime: Mythenzertrümmerung (schmerzhaft & lustvoll) Forschungsergebnisse

Zum Abschluss des Forschungsprojekts «Opera mediatrix» eine Reihe von Wortbeiträgen, eine Podiumsdiskussion und eine Klangperformance.

23.01.2024, 10.00–17.00 Uhr – HKB, Kammermusiksaal, Papiermühlestrasse 13a, 3014 Bern

Eine allegorische Frauenfigur sitzt vor dem Hintergrund der Alpenkette auf einer Bergspitze über dem Wolkenmeer, auf dem Kopf eine phrygische Mütze, auf dem rechten Arm einen Adler, in der Linken einen Palmenzweig.
Bild: «Die Freiheit» (Helvetia), Gemälde von Arnold Böcklin um 1891 (wikicommons)

Zum Abschluss des vierjährigen Forschungsprojekts Opera mediatrix lädt das Projektteam bestehend aus Leo Dick, Katelyn King und Noémie Favennec zu einer Minitagung ein, die an eine legendäre Ära von Schweizer «Mythenbekämpfern», «Mythenbeseitigern» und «Bilderzertrümmerern» (O-Ton Peter von Matt) anknüpft. Eine Reihe von Wortbeiträgen, eine Podiumsdiskussion und zum Finale eine Klangperformance revidieren implizit das Konzept der «Helvetia mediatrix»: das Bild der wehrhaften, zugleich aber auch vermittelnden und mütterlich behütenden Helvetia, die in der Mitte Europas auf den Gipfeln der Alpen thront. Bis 1945 hat diese Idee ungebrochen die geistige Landesverteidigung symbolisiert. Seither haben gerade die avancierte Kunstpraxis und die wissenschaftliche Forschung mit der Verlogenheit dieser nationalen Selbstbeweihräucherung aufgeräumt.

Solchen künstlerischen Mythenrevisionen, insbesondere mit Blick auf das Musiktheater im 20. und 21. Jahrhundert, galt das Hauptinteresse des Forschungsprojekts. Entsprechend kommen zum offiziellen Projektende noch einmal gewisse liebgewonnene helvetische Selbstbilder auf den Prüfstand. Schweizer Musik und Musiktheater werden dabei in einem soziopolitischen Kontext verortet. Zur Sprache kommen dabei etwa die Rolle der Schweiz im Kolonialismus, das helvetische Frauenbild, die geschichtliche Entwicklung von Institutionen der hiesigen Musikszene wie der Zeitschrift dissonance und des Basler «Bahnhofs für Neue Musik» Gare du Nord sowie das Phänomen Volksmusik aus Schweizer und globaler Perspektive. Das Finale der Veranstaltung bildet eine Performance von Katelyn King: Ihre Interpretation des Konzeptstücks In paradisum von Cathy van Eck überblendet die apfelessende Eva im Paradies mit der ikonischen Apfelschuss-Szene aus Wilhelm Tell.

Noëmi Crain, Lea Hagmann, Katelyn King, Leo Dick, Andreas Eduardo Frank, Christoph Haffter

Steckbrief

  • Startdatum 23.01.2024, 10.00–17.00 Uhr
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  • Ort HKB, Kammermusiksaal, Papiermühlestrasse 13a, 3014 Bern