Alumni befragt: Atelier 40a – Menschen im Kollektiv

09.05.2022 Interview: Meret Haudenschild, Kevin Kohler, Andri Bundi, Mirco Meier, Eléonore Bernard und Kamilla Ødegård haben alle Konservierung und Restaurierung an der HKB studiert. Heute sind sie das «Atelier 40a».

Während ihrer Ausbildung haben Meret Haudenschild und Eléonore Bernard beim Restaurator für Architektur und Ausstattung Walter Ochsner ein Praktikum gemacht. 2018 hat Meret Haudenschild die Möglichkeit erhalten, sein Atelier zu übernehmen, daraufhin hat sich die Gruppe gebildet. Zu sechst haben sie das Atelier inklusive Inventar übernommen. Während einem Jahr haben sie ausgemistet, Neues angeschafft, Türen eingebaut, gestrichen und renoviert. Ausserdem galt es herauszufinden, wie sie ihre gemeinsame Arbeit gestalten möchten.



Wie und wann ist das Atelier 40a entstanden?

Das war und ist ein progressives Aufgleisen. Im Mai 2018 hatten wir die ersten Gedanken und im Herbst 2019 das Eröffnungsfest gefeiert, an das auch die Familienangehörigen des Vorbesitzers eingeladen waren. Wir haben den Verein «Atelier 40a das Restaurierungskollektiv» gegründet und uns die Statuten überlegt. Der Verein besteht insgesamt aus fünf Firmen. Die einen haben eher Privatpersonen als Kunden, die anderen eher Institutionen.
Im Vergleich zu anderen Studiengängen in Konservierung-Restaurierung, absolviert man an der HKB das Grundstudium gemeinsam – egal welche Spezialisierung man gewählt hat. Sonst wäre das Kollektiv wohl nicht zustande gekommen. Auch die Flexibilität der HKB hat zur Entstehung des Ateliers beigetragen: Das Studium kann unterschiedlich eingerichtet und Praktika können angerechnet werden. So hatten zwei von uns bereits den Master bei der Eröffnung, andere waren noch im Studium. 
 

Konkurriert ihr euch gegenseitig?

Nein. Auf dem Arbeitsmarkt muss man zwar auch kompetitiv sein, aber wir im Kollektiv ergänzen uns gut mit unseren verschiedenen Spezialisierungen und damit, was wir sonst noch mitbringen. Grössere, komplexere Aufträge lassen sich gemeinsam in Angriff nehmen. Die Nähe zueinander ist praktisch und der Austausch wichtig. Einmal im Monat halten wir zusätzlich eine Sitzung ab. 
 

Wie darf man sich als Laie euren Beruf vorstellen?

Es ist ein Beruf, der sehr nah an der Kunst ist. Der Job und das Studium sind ähnlich. Das Studium vereint Kunstgeschichte und Naturwissenschaft und ist dadurch auch vielseitig. Der Master ist forschungslastig. Das dort angeeignete (Hintergrund-) Wissen ist bei vielen Aufträgen wichtig, zeigt sich jedoch nicht unmittelbar. 
Es ist ein Job, der sehr intensive Zeiten mit sich bringen kann: Etwa, wenn man auf eine Ausstellung hinarbeitet. Objekte und Menschen sowie deren Geschichten sind spannend und inspirierend. Es wird nicht langweilig. Wir arbeiten alle nebenbei Teilzeit (40–60%) oder sporadisch an Projekten. Befristete Anstellungen sind in unserem Beruf üblich und nach dem Studium oftmals auch Volontariate gefragt. Es ist interessant festzustellen, dass es sich in unserem Job – ausser in den Führungspositionen – eher um einen «Frauenberuf» handelt. Im Atelier 40a sind wir drei Frauen und drei Männer.

(April 2022, das Interview führte Ursina Orecchio.)