Ukrainische Student*innen an der HKB

08.06.2022 Die HKB hat 27 ukrainische Studierende aufgenommen. Eine Theaterstudentin hat mit einigen ein Gespräch geführt. Lesen Sie Ausschnitte aus dem «Wortprotokoll eines Austausches im Kriegsexil».

Das Wort "Boom" in weisser Farbe dreimal hintereinander von Kommas getrennt und vor rosa Hintergrund.
Titelbild der HKB-Zeitung mit dem Titel «Künstlerische Stimmen zum Krieg»

Sofiia Zinchenko, Polina Ternovskykh, Anna Yashna, Mary Shapochka und Sasha Snitko, fünf Studentinnen der Theaterschule in Charkiw, haben als Gaststudierende Aufnahme gefunden im Fachbereich Theater der HKB. Für die HKB-Zeitung hat Polina Solotowizki mit ihnen über den Kriegsausbruch, Angstzustände, Popsongs und Kunst gesprochen. Im Folgenden können Sie Ausschnitte dieser Gespräche lesen. Den vollen Beitrag finden Sie in der neuesten Ausgabe der HKB-Zeitung (Seiten 3–9).

Polina Solotowizki ist zwischen Heidelberg und Moskau aufgewachsen. Sie hat in Moskau einen Bachelor in Theaterregie gemacht und in Russland zwei Jahre als Regisseurin gearbeitet. Sie lebt mit ihrer Familie in Baden-Württemberg und studiert im Master «Expanded Theater» in Bern. Das hier wieder gegebene Gespräch hat auf Russisch stattgefunden. Es ist ihre Muttersprache und auch die Muttersprache von einigen der Teilnehmenden. Charkiw ist eine russischsprachige Stadt. Einige der Gesprächsteilnehmerinnen bevorzugen untereinander Ukrainisch zu sprechen, seitdem Russland die angegriffen hat.

«Mein emotionaler Zustand ist so gestört seit Kriegsanfang, dass ich sogar wegen einem netten Bildchen weine.» (Anna)

«Die Träume in den ersten Tagen waren etwas ganz Spezielles.» (Sasha)

«Als Regisseurin habe ich mir in den letzten Jahren überlegt, welche Gedanken ich in die Welt setzen will und was ich in diesem Beruf mache. Ich kann nicht sagen, ich hätte eine Antwort gefunden, aber es hat sich bei mir eine grosse Empathie für andere Kunstwerke geöffnet. Ich verstehe jetzt, dass hin- ter jedem Kunstwerk etwas steht. Früher war ich irgendwie distanzierter, aber jetzt lasse ich es mehr durch mich durch.» (Polina)

«Wir denken jeden Tag an unsere Kommiliton*innen. Ja, hier sind tatsächlich wundervolle Pädagog*innen und überhaupt Menschen, die so viel für uns machen. Nach all den schrecklichen Dingen, die die russischen Soldaten jetzt tun, glaubt man kaum noch an das Gute im Menschen. Dann siehst du die Freiwilligen und Menschen, die helfen und unterstützen. Sie müssen ja nicht, aber sie machen es trotzdem.» (Sofiia)

«Ich will kein zweites Israel. Ich will die Ukraine. Ich glaube, ein geschlossenes Land ohne Austausch ist nicht gut. Ich wünsche mir das nicht für die Ukraine.» (Sofiia)