- Story
HKB-Student Simon Rauber befragt
20.11.2025 Simon Rauber studiert im Master Multimedia Communication & Publishing. Mit sieben Studienkolleg*innen hat er das Projekt «Generation Gemeinderat» lanciert und erfolgreich abgeschlossen, denn es geht weiter.
Wir treffen Simon Rauber an einem sonnigen Herbstmorgen in den Räumlichkeiten am Holzikofenweg 8, um mit ihm über seine Beweggründe, sich nach einem Bachelor in Sozialanthropologie für einen Master an der HKB einzuschreiben. Ausserdem interessiert uns, wie das Projekt «Generation Gemeinderat» im Studium entstanden ist und wie es damit weitergeht.
Wie bist du von der Sozialanthropologie zum Master in Multimedia Communication & Publishing gekommen?
Es ist alles so schnell gegangen. Sozialanthropologie ist eigentlich «das Studium von allem» und danach wollte ich zunächst einmal arbeiten, aber dann habe ich diesen Studiengang gesehen und mir gedacht, das ist genau das, was ich will. Ein Redaktionsprojekt vom vorigen Jahr habe ich sehr cool gefunden und wollte das unbedingt auch machen. Dann habe ich mich hier beworben und bin zum Glück immer noch da.
Gab es weitere Gründe ausser das Projekt aus der Redaktion, das dich vom Studiengang so schnell überzeugt hat?
Ich bin sehr an Politik interessiert. Als ich gesehen habe, dass es die Vertiefung Politische Kommunikation gibt, war ich neugierig. Mich interessiert vor allem, was hinter den Vorhängen passiert, und darin wollte ich mein Wissen vertiefen. So habe ich mich spontan angemeldet. Im Verlauf des Studiums habe ich gemerkt, dass es richtig gut zu mir passt.
Jetzt bist du im dritten Semester. Was sind die grössten Unterschiede zwischen einem Studium an der Uni und an einer Fachhochschule?
An der HKB hat man praktische Projekte und befindet sich in einem Klassenkontext: Man fängt am Morgen um halb zehn Uhr an und hat ein Modul bis um vier oder fünf Uhr und ist mit den gleichen Leuten zusammen. Auf diese Weise kann man sich einen ganzen Tag in einer Thematik vertiefen. Das finde ich cool!
Gibt es etwas, das dich an der Fachhochschule besonders überrascht hat?
Es hat mich überrascht, dass wir eine so kleine Klasse sind. Das ist richtig cool. Davon kann man sehr profitieren. An der Uni ist man mit 40 oder 50 Leuten im Vorlesungssaal und damit ein Einzelkämpfer. Hier musst man ein Teamplayer oder eine Teamplayerin sein, damit es funktioniert. Weil mir das liegt, bin ich sehr happy hier.
«Es hat mich überrascht, dass wir eine so kleine Klasse sind.»
An der HKB macht ihr praktische Projekte. Was für welche hast du denn schon machen können?
Das Studium startet mit dem grössten praktischen Projekt, das man hier durchführt: die Redaktion. Es gibt die Redaktion Journalismus oder die Redaktion Politische Kommunikation. Man entwickelt ein Projekt. Von der Idee bis zur Umsetzung muss man den ganzen Prozess mitgestalten und das ist in zwei Semestern aufgebaut: Im ersten Semester geht es um die Ideenfindung, das Brainstorming und erste Gedanken zum Konzept und zur Umsetzung und im zweiten Semester kommt es zur konkreten Umsetzung.
Wir haben uns für ein Projekt entschieden, das zu dem Zeitpunkt in den Medien stark vertreten war: Viele Gemeinden in der Schweiz finden keine Gemeinderät*innen mehr. Wir interessierten uns in der Redaktion ohnehin für Politik und die Förderung der Demokratie. Daher passte dieses Thema gut zu uns, und wir wollten unser Projekt in diesem Bereich gestalten.
Erzähl mir gerne mehr von diesem Projekt. Wie viele Leute waren dabei? Läuft das Projekt immer noch oder ist das abgeschlossen?
Nach langem Hin und Her haben wir das Projekt «Generation Gemeinderat» getauft. Und Spoiler vorneweg: es läuft immer noch. Was mega cool ist! Im Kontext der HKB, ist es so gegangen, dass wir acht Student*innen gewesen sind und gemeinsam überlegt haben, wie wir das Thema Gemeindepolitik, was kein «sexy» Thema ist, jungen Zielgruppen mittels Kampagne nahebringen können. In der Feldforschung haben wir festgestellt, dass die Leute zwei Gründe hatten, sich für diese Ämter nicht zu melden: entweder aus Zeitgründen – daran kann man nichts ändern – oder, weil sie es sich nicht zutrauen und auch nicht so genau wissen, was Gemeindepolitik ist. Da konnten wir ansetzen!
Ihr habt es im Rahmen der Schule abgeschlossen, aber irgendwie geht es doch noch weiter. Kannst du das bitte erklären?
Ja, wir haben das Projekt vor der Semesterpause im Sommer abgeschlossen. Eine Stiftung, mit der wir im Laufe des Projekts zusammengearbeitet haben, gab uns die Möglichkeit, das Projekt weiterzuziehen. Diese Chance haben wir gepackt und einen Projektantrag bei ihr eingereicht. Wir sind aktuell daran, eine Geschäftsstelle für diesen Verein aufzubauen.
Was war deine Aufgabe bei «Generation Gemeinderat»?
Das Projekt hat auf drei verschiedenen Pfeilern gestanden: Ein Spiel, das niederschwellig über Politik informierte, ein Netzwerkevent, der junge an Politik Interessierte vernetzte und eine Social-Media-Kampagne, die unsere Zielgruppen auch niederschwellig über Politik und Gemeindepolitik sensibilisiert hat.
Meine Aufgabe war die Entwicklung des Spiels sowie die Medienarbeit. Das Ganze hat in unserem Netzwerk-Event gegipfelt, an dem wir «10vor10» überzeugen konnten, über uns zu berichten. Es war eine grosse Chance, national etwas ausstrahlen können, auch wenn die Zuschauer*innen der Sendung nicht ganz unserer Zielgruppe entsprechen.
Bist du persönlich in der Politik aktiv?
Ja, ich bin in meinem Heimatdorf in der Gemeindepolitik aktiv. Dort habe ich mit anderen jungen Menschen eine junge Liste gegründet.
Zurück zum Studium. Womit beschäftigst du dich aktuell?
Economics und Content Distribution sind die zwei Module, die jetzt aktuell sind bei mir und ich finde sie sehr cool. Wir sind hier an einer Kunsthochschule, aber ich würde sagen, wir sind einer der Studiengänge, der am wenigsten mit Kunst zu tun hat. Wir stellen uns Fragen wie «Was ist momentan in der Wirtschaft wichtig? Was braucht es? Was ist vielleicht auch falsch?» Wir profitieren von Dozent*innen, die aus der Wirtschaft, vom echten Leben kommen, und von ihren Erfahrungen erzählen.
Hast du schon Ideen für weitere Projekte oder hast du so eine Art Traumprojekt?
Jetzt fokussiere ich mich auf das Projekt «Generation Gemeinderat». Die Skills, die wir hier an der Fachhochschule lernen, kann man auch für private Projekte einsetzen und bei mir ist dies ein Herzensprojekt, das ich mit einem Kinderzirkus machen werde.
In etwa einem Jahr schliesst du deinen Master ab. Was sind deine Ziele für die Zukunft und in welchem Bereich siehst du dich arbeiten?
Ich bin sehr offen. Ich werde sicher die Erfahrungen mitnehmen in meine berufliche Karriere. Es wird irgendetwas mit Politik sein.