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«Bauphysik spielt eine zentrale Rolle – gerade im Holzbau»

12.05.2025 Jonas Degen, Technischer Leiter bei Wilma AG, vertiefte sein Wissen mit dem CAS Bauphysik im Holzbau. Im Interview spricht er über Aha-Erlebnisse, den Einfluss des Klimawandels und warum bauphysikalisches Wissen im Holzbau unverzichtbar ist.

Portraitaufnahme Jonas Degen in der Werkstatt
Jonas Degen

«Gewisse Anforderungen an ein Bausystem werden durch die Bauphysik bestimmt oder zumindest beeinflusst werden. Diese Hebel zu kennen ist bei der Entwicklung innovativer Systeme ein klarer Vorteil.»

  • Jonas Degen Technischer Leiter bei der Wilma AG

Was hat Sie dazu bewogen, das CAS Bauphysik im Holzbau zu absolvieren?

Ich absolviere den MAS in Nachhaltigem Bauen der Kooperation EN Bau. Der MAS ist modular aufgebaut und lässt sich je nach Fach- und Interessengebiet aus einer breiten Palette verschiedener CAS zusammenstellen.

Ich habe mich für das CAS Bauphysik im Holzbau als Teil des MAS entschieden, weil ich in meiner Tätigkeit verschiedene Berührungspunkte zur Bauphysik habe und mich das Gebiet grundsätzlich interessiert. Meine Erwartungen im Vorfeld waren, die verschiedenen Aspekte der Bauphysik kennen zu lernen, mindestens oberflächlich zu verstehen und punktuell in die Tiefe zu gehen. Dies mit dem Ziel, in meiner Funktion wichtige Erkenntnisse einbringen zu können und an Fachgesprächen angemessen zu partizipieren.

Zu Jonas Degen

Jonas Degen absolvierte eine Lehre als Zeichner mit Fachrichtung Ingenieurbau und schloss ein Bachelorstudium in Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Luzern ab. Es folgten die Entwicklung und Markteinführung eines IoT-Produkts für die Baubranche und die Mitgründung einer eigenen Firma. Seit 2021 arbeitet er in der Holzbranche als Technischer Leiter bei der Wilma AG (www.wilma.swiss). 2025 schloss er das CAS Bauphysik im Holzbau an der Berner Fachhochschule BFH ab.

Gab es ein Aha-Erlebnis während der Weiterbildung, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ein bleibendes Aha-Erlebnis offenbarte sich bei der Berechnung der Feuchtigkeit, welche durch das Abbinden von Ortbeton freigesetzt wird. Diese hat gezeigt, dass aus einer Ortbetonschicht von 12cm Dicke in den ersten Tagen ca. 5 Liter Wasser pro Quadratmeter verdunsten und die gleiche Menge nochmals mittel- bis langfristig verdunstet. Die schiere Menge hat mich überrascht. Das Thema Hitzeschutz war für mich spannend und wertvoll, weil ich der Meinung bin, dass dieses künftig stark an Bedeutung gewinnen wird.

Sie sind technischer Leiter bei der Wilma AG. Wilma ist ein Beton Holz Verbundsystem. Wie können Sie das im CAS Gelernte konkret in Ihrem beruflichen Alltag anwenden?

In meiner Tätigkeit befasse ich mich hauptsächlich mit dem Bauteil «Decke». Das bauphysikalische Wissen hilft mir einerseits in der technischen Beratung, um den projektspezifisch optimalen Deckenaufbau zu finden. Andererseits fliessen die Erkenntnisse direkt in die Weiterentwicklung des Wilma-HBV-Systems mit ein. Häufig begegne ich Themen rund um den Schallschutz. Bei uns werden komplett vorfabrizierte Betonelemente auf Brettschichtholz-Rippen verlegt und kraftschlüssig verbunden. Dieser Aufbau ist, im Vergleich zu anderen Deckenaufbauten, in den gängigen Datenbanken nicht oder nicht ausreichend dokumentiert. Daher kommen seitens der Planenden vermehrt direkte Anfragen zu Werten und Beispielen.

Gab es Inhalte oder Methoden, die Sie sofort nach Abschluss des CAS in Ihre Arbeit integriert haben?

Ja, auf jeden Fall. Ein Beispiel ist die Berechnung der Wärmespeicherfähigkeit von Materialien, die zu einem umfassenden Vergleich verschiedener Deckenaufbauten herangezogen wurde.

«Vor der Weiterbildung habe ich die Bauphysik als eine relevante Disziplin für die Planung wahrgenommen. Heute bin ich der Meinung, dass die Bauphysik bei der Planung von hochwertigen, langlebigen und funktionierenden Gebäuden eine zentrale Rolle spielt, insbesondere im Holzbau.»

  • Jonas Degen Technischer Leiter bei der Wilma AG

Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Bauphysik im Holzbau?

Der Klimawandel und die daraus resultierende Erderwärmung hat insofern Einfluss auf die Bauphysik generell, dass wir heute Gebäude bauen müssen, die auch unter den zukünftigen Gegebenheiten funktionieren.

Auffallend ist auch die Zunahme der Fragen zum sommerlichen Wärmeschutz, was ich grundsätzlich so deute, dass das Thema in der Planung grössere Beachtung gewinnt.

Relativ niederschwellige Massnahmen wie die Verschattung, die Raumspeichermasse und die Nachtauskühlung erachte ich als sinnvoll und effektiv im Hinblick auf die sich verändernde Umwelt.     

Wie hat die Weiterbildung Ihre Sichtweise auf Bauphysik und Holzbau verändert?

Vor der Weiterbildung habe ich die Bauphysik als eine relevante Disziplin in der Planung wahrgenommen. Heute bin ich der Meinung, dass die Bauphysik bei der Planung von hochwertigen, langlebigen und funktionierenden Gebäuden eine zentrale Rolle spielt, insbesondere im Holzbau.

Wem würden Sie die Teilnahme am CAS empfehlen – und warum?

Die Teilnahme kann ich grundsätzlich allen empfehlen, die entweder aus den Fachrichtungen Bauphysik, Architektur oder Holzbau kommen und ihr Wissen mit den spezifischen Eigenheiten der Bauphysik im Holzbau erweitern möchten oder Personen, die in einer Funktion tätig sind, in der das Wissen in einer anderen Form gewinnbringend in die Holzbaubranche einfliessen kann.

Gewisse Anforderungen an ein Bausystem werden durch die Bauphysik bestimmt oder zumindest beeinflusst. Diese Hebel zu kennen ist bei der Entwicklung innovativer Systeme ein klarer Vorteil.

Das CAS Bauphysik im Holzbau

Das CAS vermittelt spezifische Fachkenntnisse im Holzbau, kombiniert mit neuestem Wissen zu Bautechniken und Materialien. Die Themen sind Feuchte-, Schall- und sommerlicher Wärmeschutz mit besonderem Augenmerk auf den Aspekten Behaglichkeit, Energieeffizienz und Ökologie. Nach Absolvierung dieses CAS kennen Sie Zusammenhänge und Schnittstellen und können Holzbauten mit den Klimadaten 2060 planen.

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