- Story
Köpfe der Forschung: Arne Scheuermann
12.05.2025 Arne Scheuermann hat in Kommunikationsdesign promoviert und leitet im Team an der HKB das Institute of Design Research. Arne Scheuermann unterrichtet u. a. Designtheorie und forscht im Feld «Design and Rhetoric».

Arne Scheuermann studierte Kommunikationsdesign an der Universität Wuppertal und promovierte ebenda zum «Film als rhetorisches Design». Nach Stationen in der Designforschung am Bergischen Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement in Solingen, im Lehrauftrag für Filmregie an der Universität Wuppertal sowie als Creative Director in der Werbebranche kam Arne Scheuermann im Jahr 2005 an die HKB. In der Leitung vom Institute of Design Research (und 2017–2025 auch als Scientific Director am Swiss Center for Design and Health) lehrt und forscht Arne Scheuermann rund um die Frage, wie visuelle Kommunikation in der Gesellschaft wirkt.
«Forschungsbasierte Lehre führt zu besseren Ergebnissen in der Praxis.»
Arne Scheuermann, weshalb führte dich dein Weg in der Designforschung vor 20 Jahren in die Schweiz?
Als ich mich 2005 in Bern auf die Leitung des Forschungsschwerpunkts Kommunikationsdesign beworben habe – wie das Institute of Design damals noch hiess –, war diese Einrichtung im deutschsprachigen Raum einmalig: Die Verbindung zwischen einer lebendigen Designforschung im Team, einer sehr zeitgemässen Lehre und einem starken Forschungsumfeld war eine absolute Neuheit. Die HKB war zudem eine relativ junge Hochschule und setzte auf die Forschung. Mich reizte diese Vielfalt der Aufgaben vom ersten Moment an.
Du unterrichtest Designtheorie und -forschung in den Studiengängen Visuelle Kommunikation, Design und Kulturtheorie im Theater. Warum ist dir die Verbindung von Lehre und Forschung wichtig?
Ich erlebe die Lehre als einen Ort, an dem vor allem ich selbst lerne: Die Lehre zwingt mich, mit meinem Fach Schritt zu halten und mich nicht auf meinem Wissen vom letzten Jahr auszuruhen. Und sie lädt mich ein, Schritt zu halten mit den Themen und Ideen der Studierenden. Hier empfange ich wichtige Impulse für die Forschung. Gleichzeitig weiss ich: Forschungsbasierte Lehre führt auch zu besseren Ergebnissen in der Praxis, etwa, wenn wir empirische Forschung für die Kommunikation mit Patient*innen nutzen.
In den letzten Jahren warst du massgeblich am Aufbau des Swiss Center for Design and Health beteiligt. Wie kam es dazu?
2007 haben wir gemeinsam mit dem Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule eine Arbeitsgruppe rund um Design und Gesundheit ins Leben gerufen. Hier ging es um Fragen etwa nach der richtigen Gestaltung von Patient*innenzimmern oder danach, welche Beschilderung Demenzerkrankten hilft, sich gut im Wohnheim zu orientieren. Nach und nach kamen dann von den Departementen Architektur, Wirtschaft und Technik/Informatik weitere Forschende der BFH dazu. 2017 schliesslich erhielten wir vom Regierungsrat den Auftrag, auf der Grundlage unserer Erfahrungen für den Kanton Bern ein nationales Technologiekompetenzzentrum aufzubauen. In der Gesamtprojektleitung durfte ich – gemeinsam mit dem heutigen Geschäftsführer Stefan Sulzer – das SCDH beantragen, aufbauen und nun auch in den ersten vier Förderjahren mitgestalten. Anfang 2025 habe ich dann wahrgemacht, was ich von Anfang an angekündigt hatte: Ich baue auf, aber leite nicht ewig. Seitdem schaue ich als einfaches Verwaltungsratsmitglied mit grosser Freude vom Spielfeldrand aus zu, wie unsere Kolleg*innen am SCDH die Hallen in Nidau mit spannender Forschung zu Design und Gesundheit füllen.
Momentan bereitest du ein SNF-Projekt zur visuellen Repräsentation von Nichtbinarität vor. Erklär uns mehr dazu.
Ja, gern. Gemeinsam mit Jost Zeindler und anderen Forschenden u.a. der Uni Bern versuchen wir, einen transdisziplinären Blick auf das Phänomen geschlechtlicher Vielfalt zu werfen: Wie hängt die visuelle Repräsentation nichtbinärer Menschen mit ihrer rechtlichen Lage zusammen oder mit der psychischen Gesundheit? Wir erwarten von diesem Verbundprojekt auch neue methodische Zugänge zur Designanalyse: Wie gehen wir mit visuellen Phänomenen der Gegenwart um, wenn diese im weitesten Sinne auch als politische Bilder gedeutet werden müssen? Bei der Designforschung geht es immer um die Gesellschaft. Das ist unsere grosse Stärke.
Vielen Dank für dieses Gespräch.