Köpfe der Forschung: Priska Gisler

12.05.2025 Die promovierte Soziologin Priska Gisler leitet seit dem Jahr 2009 das Institut Praktiken und Theorien der Künste an der HKB. Mit uns spricht sie über ihre Tätigkeiten im Bereich der Forschung.

Porträtfoto einer Frau mit kurzen Haaren, Brille und schwarzem Rollkragenpullover, im Dreiviertelprofil aufgenommen.

Priska Gisler studierte Soziologie und Geschichte an der Universität Zürich und promovierte anschliessend an der Universität Bern zu Geschlechterpolitik und sexueller Gewalt im öffentlichen Diskurs. Nach Anstellungen als wissenschaftliche Assistentin in Soziologie an der Universität Zürich und als Oberassistentin an der Professur für Wissenschaftsphilosophie und -forschung an der ETH Zürich, leitete sie eine Forschungsgruppe am Collegium Helveticum. Dazwischen, daneben und danach absolvierte sie Forschungsaufenthalte am MIT in Boston, der London School of Economics und dem Goldsmiths College in London und nahm Lehraufträge an der Zürcher Hochschule der Künste sowie den Universitäten Basel und Wien wahr.

«Kunst und Soziologie sind sich zuweilen gar nicht so unähnlich.»

  • Priska Gisler

Priska Gisler: Weshalb interessierst du dich als Soziologin für den Bereich der Künste?

Die künstlerische Praxis ist oft darauf ausgerichtet, Unsichtbares sichtbar, Nicht-Gehörtes hörbar, Stummes sprechend zu machen oder – viel einfacher gesagt – neue Sichtweisen auf bestimmte Themen zu eröffnen. Deshalb sind sich Kunst und Soziologie zuweilen gar nicht so unähnlich. Es geht darum, Perspektiven zu verschieben, das Gewohnte zu hinterfragen und Selbstverständliches in Frage zu stellen, um zu verstehen, wie Gesellschaft beschaffen ist.

Du kamst 2009 an die HKB. Wie hat sich deine Tätigkeit als Institutsleiterin seither verändert?

Als ich an der HKB startete, gab es gerade ein einziges, neues SNF-Projekt, eine Förderprofessur von Thomas Strässle zu Intermaterialität. Zusammen mit Kolleg*innen und Mitarbeitenden begannen wir, Forschungsvorhaben zu entwickeln, die die Künste und die Sozial- und Geisteswissenschaften zusammendachten und aus einer praxeologischen Herangehensweise konkrete Fragen behandelten. In der Zwischenzeit hat sich vieles und vieles auch wieder nicht verändert. Ich begann Dozierende, wissenschaftliche Mitarbeitende, Künstler*innen aus verschiedenen Disziplinen und Sparten zu coachen, so dass sie die Anliegen aus der Praxis zu Forschungsfragen entwickeln und diesen dann in mehrjährigen – hauptsächlich – SNF-Projekten nachgehen konnten. Darum bemühe ich mich immer noch, aber die Themen sind brisanter und die Komplexität höher geworden. Auch arbeiten in der Zwischenzeit immer mindestens 15–20 Personen am Institut.

Letztes Jahr ging dein SNF-Projekt «Afrika hinter Glas» zu Ende, gegenwärtig leitest du das SNF-Projekt «Ästhetisierung von Kriegsgewalt». Welche Themen sind dir als Forscherin besonders wichtig?

Meine Arbeit widme ich seit langem und immer wieder in verschiedenen Variationen der Herstellung von und dem Umgang mit Bildern – im materiellen, aber auch im übertragenen symbolischen Sinne. Ich beschäftige mich mit ihrer aktuellen Bedeutung, aber auch ihrer Verfasstheit und Gewordenheit, ihrer Geschichte, insbesondere aber auch mit den Spuren von Gewaltausübung und den Machtverhältnissen, die ihnen innewohnen.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

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