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«Menschen sollen wachsen – fachlich und persönlich»

20.08.2025 Wichtig für eine gute Weiterbildung sind ein guter Mix aus Praxis und Theorie und relevante Themen, mit denen Berufsleute in ihrem Alltag konfrontiert sind, sagt Claudia Stemme, Leiterin Zentrum Weiterbildung des Departements Architektur, Holz und Bau der BFH. Ein Gespräch über die Entstehung neuer Angebote, didaktische Konzepte und interdisziplinäre Zusammenarbeit auf der Baustelle.

Das Wichtigste in Kürze

  • Wichtig für eine Weiterbildung ist ein guter Mix aus Praxis und Theorie. Es braucht zudem relevante und aktuelle Themen, mit denen Berufsleute im Alltag konfrontiert sind.
  • Die Weiterbildungen richten sich an Berufsleute aus den Bereichen Bauingenieurwesen, Holzbau, Architektur, Planung oder Immobilienwirtschaft. Die arbeiten in den meisten Fällen in KMU.
  • Die Inhalte der Weiterbildung orientieren sich an Themen wie Digitalisierung, zirkuläres Bauen, Lebensraum oder Nachhaltigkeit

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Claudia Stemme: Mich motiviert besonders das Konzipieren von Weiterbildungen, mit denen Menschen wachsen können – und zwar nicht nur fachlich, sondern auch persönlich und gesellschaftlich. Wir tragen mit unseren Angeboten dazu bei, dass sich Teilnehmer*innen das Rüstzeug holen können, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen – seien diese im Bereich der Digitalisierung im Bauwesen, der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft oder des Fachkräftemangels.

Was macht eine gute Weiterbildung aus?

Wichtig ist ein guter Mix aus Praxis und Theorie. Entscheidend ist es auch, relevante und aktuelle Themen und Probleme zu bearbeiten, mit denen Berufsleute im Alltag konfrontiert sind und für die sie gute Lösungen brauchen. Dazu stehen wir in regelmässigem Austausch mit Betrieben oder Branchenverbänden und selbstverständlich auch mit unseren eigenen Instituten.  

Claudia Stemme, Leiterin Zentrum Weiterbildung BFH-AHB
Claudia Stemme, Leiterin Zentrum Weiterbildung BFH-AHB: «Wir gehen mit unseren Angeboten vor allem auf die Bedürfnisse der KMU ein. Sie sind anwendungsorientiert, berufsbegleitend und modular aufgebaut.»

Wie positionieren Sie Ihr Weiterbildungsangebot im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation?

Für mich ist das nicht unbedingt ein Spannungsfeld. Das Wissen beispielsweise zum Werkstoff Holz oder zu Konstruktionen verändert sich nicht grundlegend. Hier vermitteln wir mit unseren Angeboten eine solide Basis. Was sich ändert, sind die Rahmenbedingungen: Bauvorhaben werden komplexer und zukunftsfähiger, neue Technologien wie etwa künstliche Intelligenz eröffnen in allen Bauphasen neue Möglichkeiten; und die Nachfrage nach biobasierten Materialien steigt. Es geht darum, Altbewährtes zu behalten, neue Entwicklungen aufzunehmen und idealerweise miteinander zu kombinieren.  

Wie beeinflussen die strategischen Themenfelder natürlich nachhaltig, zirkulär und Lebensraum Ihre Planung?

Die strategischen AHB-Themen geben der Weiterbildung ihre inhaltliche Orientierung. Die Entwicklungen in diesen Themen müssen wir in allen Angeboten berücksichtigen und wenn nötig Inhalte anpassen beziehungsweise weiterentwickeln. Es ist zum Beispiel wichtig, das Denken in Kreisläufen in allen Kursen zu fördern. Daneben bieten wir natürlich auch spezifische Weiterbildungen an.

Zum Beispiel?

Im Zuge der Digitalisierung verlangt der Markt Fachleute im Bereich Building Information Modeling (BIM), in KI-gestützter Planung oder digitaler Fertigung. Sie werden in den Betrieben gebraucht, damit diese nicht an Wettbewerbsfähigkeit verlieren oder sogar wettbewerbsfähiger werden. Dazu bieten wir etwa die CAS «Digital Planen, Bauen, Nutzen» oder «Infrastruktur digital» an. Im Bereich Lebensraum und Nachhaltigkeit braucht es innovative Ansätze, um nachhaltige und resiliente Lebensräume zu gestalten. Der CAS «Areal und Immobilienprojektentwicklung» etwa vermittelt das Verständnis, dass nachhaltige Architektur im Kontext von gesellschaftlichen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Fragestellungen steht. Oder der CAS «Kühlen urbaner Räume» vermittelt praxisnahes Wissen und Methoden, um Städte und Siedlungen an den Klimawandel anzupassen – insbesondere im Hinblick auf Hitzeminderung und nachhaltige Gestaltung.

«Es geht darum, Altbewährtes zu behalten, neue Entwicklungen aufzunehmen und idealerweise miteinander zu kombinieren.»

  • Claudia Stemme Leiterin Zentrum Weiterbildung BFH-AHB

Wie gehen Sie bei der Planung von Weiterbildungsangeboten konkret vor?

Haben wir eigene Ideen oder erhalten wir Themen-Inputs aus unseren Instituten, von unseren Dozierenden, Verbänden oder Betrieben, stellen wir uns folgende Fragen: Braucht der Markt ein solches Angebot? Wir gross ist das Potenzial? Wie sind die entsprechenden Angebote der Mitbewerber? Passt ein solcher Kurs zur Strategie unserer Hochschule und verfügen wir über die nötigen Ressourcen oder haben Zugang dazu? Entscheiden wir uns für ein neues Angebot, dauert es rund ein Jahr, bis es erstmals durchgeführt wird.

Swiss Center for Design and Health (SCDH
Innovative Vermittlungsansätze im Rahmen des CAS Digital Planen, Bauen, Nutzen: Ihre Optimierungen an einem Gebäude erarbeiten die Studierenden nicht nur am Computer – im Swiss Center for Design and Health (SCDH) können sie das digitale Modell des Gebäudes quasi am eigenen Leib erleben. Denn die geplanten Räume werden in Echtgrösse auf den Boden projiziert, sodass mögliche Engpässe und Reibungspunkte unmittelbar erfahrbar werden.

An wen richten sich Ihre Weiterbildungsangebote vor allem?

An Berufsleute aus den Bereichen Bauingenieurwesen, Holzbau, Architektur, Planung oder Immobilienwirtschaft. Diese arbeiten hauptsächlich in Ingenieur-, Planungs- oder Architekturbüros, also in den meisten Fällen in KMU. Deshalb gehen wir mit unseren Angeboten vor allem auf die Bedürfnisse der KMU ein: Sie sind anwendungsorientiert, berufsbegleitend und modular aufgebaut. Mehrere CAS können zu einem MAS kombiniert oder Module einzeln besucht werden – in einem KMU können Mitarbeitende wegen einer Weiterbildung eher nicht monatelang fehlen. Auch kurze, zielgerichtete Lernangebote wie Short Advanced Studies (SAS), die zu Microcredentials führen können, werden immer wichtiger.

«Geschätzt wird vor allem der Praxisbezug: Die Inhalte sind im Arbeitsalltag direkt anwendbar.»

  • Claudia Stemme Leiterin Zentrum Weiterbildung BFH-AHB

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Kursteilnehmenden?

Geschätzt wird vor allem der Praxisbezug: Die Inhalte sind im Arbeitsalltag direkt anwendbar. Es freut uns auch immer sehr, wenn sich Karrieren von Teilnehmenden erfolgreich entwickeln. Wir evaluieren unsere Kurse systematisch hinsichtlich Relevanz und Qualität, passen Inhalte bei Bedarf gezielt an. Diesbezüglich ist man bei Weiterbildungen in der Regel flexibel.

Wie gehen Sie damit um, dass Teilnehmende in Bezug auf Vorwissen, Berufserfahrung oder Sprachkompetenz sehr unterschiedliche Voraussetzungen haben können?

Unsere Angebote richten sich bewusst an Teilnehmer*innen aus verschiedenen Disziplinen. Im Planungs- und Bauprozess sowie auf den Baustellen ist aufgrund der immer komplexeren Aufgaben interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt. Unsere Dozierenden berücksichtigen die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmenden, indem sie zum Beispiel mit sehr konkreten Fallbeispielen aus dem Berufsalltag arbeiten, was den Zugang für alle erleichtert. Die Suche nach praxistauglichen Lösungen verbindet die Teilnehmenden. In gemischten Gruppen treffen unterschiedliche Erfahrungen und Berufsperspektiven aufeinander: Das kann für alle bereichernd sein. Natürlich müssen Dozierende auch einen sinnvollen didaktischen Mix anbieten.

Was heisst das?

Es braucht praxisorientierten Unterricht, interdisziplinäres Zusammenarbeiten in Gruppen, Coaching und inhaltliche Inputs im Frontalunterricht. In Projektarbeiten sind Teilnehmende ohnehin sehr frei, wie viel Zeit sie im Selbststudium zur Erarbeitung der Lösung investieren wollen oder welche Expertise sie zu Hilfe ziehen. Zur Anwendung kommt auch digitale Didaktik, um zum Beispiel an digitalen Zwillingen komplexe Prozesse realitätsnah zu vermitteln. Wichtig ist zudem ein sinnvoller Wechsel zwischen Online- und Präsenzunterricht. Es kann Teilnehmende entlasten, wenn sie an Samstagen die Kurse zuhause absolvieren können und keine Reise auf sich nehmen müssen. Gleichzeitig wird der Präsenzunterricht sehr geschätzt, weil er den direkten Austausch ermöglicht. Wir sind bezüglich der didaktischen Konzepte flexibel und passen sie den jeweiligen Angeboten an.

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