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Training trifft Geburtshilfe: interprofessionell denken, sicher begleiten
05.05.2025 Sport in der Schwangerschaft ist mehr als erlaubt – er ist essenziell. Doch den Fachpersonen in der Geburtshilfe fehlt oft das konkrete Handwerkszeug, um die Frauen kompetent zu begleiten. Eine neue Weiterbildung schafft hier Abhilfe – mit einem interprofessionellen, praxisnahen Zugang.

Das Wichtigste in Kürze
- Sport in der Schwangerschaft ist wichtig – doch vielen Fachpersonen fehlt das nötige Know-how für eine sichere Begleitung.
- Hebamme Cecilia Gebhart und Sportwissenschaftlerin Stefanie Meyer haben eine praxisnahe Weiterbildung entwickelt, die Geburtshilfe und Training verbindet.
- Ihr Ziel: Schwangere evidenzbasiert, individuell und bewegungsorientiert zu unterstützen.
Immer mehr Frauen möchten auch während der Schwangerschaft aktiv bleiben. Gleichzeitig treten bei vielen Schwangeren bereits in den ersten Wochen körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Symphysenprobleme auf. Was oft fehlt, ist eine fundierte und fachlich gesicherte Begleitung im Bereich Bewegung und Training.
Ein wachsendes Bedürfnis – eine fachliche Lücke
Cecilia Gebhart, Hebamme und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Geburtshilfe an der BFH, kennt das Thema aus eigener Erfahrung: «Ich fand mich in einer Abwärtsspirale wieder, aus der ich nicht mehr herauskam.» Während ihrer Schwangerschaften waren es Schmerzen, die sie zur Inaktivität zwangen – mit weiteren negativen Folgen. Dabei sei ihr bewusst geworden, wie wenig das Hebammenwissen auf solche Situationen vorbereitet: «Der Bereich Sport in der Schwangerschaft und körperliche Beschwerdebilder wird theoretisch nur minimal behandelt, und die praktische Umsetzung fehlt fast ganz», so Gebhart.
«Sport in der Schwangerschaft ist nicht nur erlaubt, sondern essenziell für die Gesundheit von Mutter und Kind.»
Über die Personen
Cecilia Gebhart, MSc Healthcare Management mit der Vertiefung Midwifery, ist Hebamme und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Geburtshilfe mit dem fachlichen Schwerpunkt «Regelabweichende Geburtsmechanismen – Prophylaxe und Therapie».
Stefanie Meyer ist Sportwissenschaftlerin, ausgebildete Sportlehrerin, Laufcoach sowie Prä- und postnatalexpertin. Als Mitgründerin von rund∞fit begleitet sie Frauen in und nach der Schwangerschaft mit Fokus auf den Beckenboden und langfristige Bewegung.
Zusammenarbeit von Hebammen und Trainer*innen
Das Thema Sport in der Schwangerschaft erfordert ein interprofessionelles Verständnis: Während Hebammen viel Wissen über schwangerschaftsspezifische Veränderungen und Geburtsprozesse mitbringen, fehlt oft der Zugang zu trainingswissenschaftlichen Grundlagen. Physiotherapeut*innen oder Trainer*innen wiederum kennen Trainingsprinzipien, sind aber nicht mit den Besonderheiten des schwangeren Körpers vertraut. Ein gemeinsames Verständnis ist zentral, denn: Beschwerden wie Symphysenschmerzen oder Rückenschmerzen lassen sich oft gezielt durch Bewegung lindern oder vermeiden. Gleichzeitig ist es wichtig, Kontraindikationen und individuelle Voraussetzungen zu kennen. Der Beckenboden, die Rektusdiastase oder auch schwangerschaftsbedingte Diagnosen wie Gestationsdiabetes sind Aspekte, die bei der Trainingsplanung eine Rolle spielen.
«Wir legen Wert auf konkrete, praxisnahe Inhalte, die direkt in den Berufsalltag übertragbar sind», betont Meyer. Neben theoretischen Hintergründen stehen Fallbeispiele, Übungsideen und Bewegungserfahrungen im Zentrum – immer angepasst an die körperlichen Gegebenheiten und das jeweilige Trimester.
«Die jungen Frauen wollen heute aktiv bleiben. Wir als Fachpersonen müssen das nötige Wissen mitbringen, um sie dabei kompetent zu begleiten.»
Aktive Schwangere sicher begleiten
Für Fachpersonen aus der Geburtshilfe bedeutet dies: Sie gewinnen Sicherheit in der Begleitung von sportlich aktiven Schwangeren – mit und ohne Beschwerden. Sie erkennen Zusammenhänge, etwa zwischen Beckenbodenfunktion und Rückenschmerzen, und können gezielt anleiten oder unterstützen. «Die jungen Frauen wollen heute aktiv bleiben», sagt Gebhart. «Wir als Fachpersonen müssen das nötige Wissen mitbringen, um sie dabei kompetent zu begleiten.» Dabei geht es nicht um Spitzensport, sondern um alltagsnahe Bewegung, gezielte Entlastung und individuelle Betreuung.
Der Bedarf an fachlich fundierter Begleitung wird weiter steigen – nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch danach. Wer heute seine Kompetenz in diesem Bereich ausbaut, stärkt sein berufliches Profil in einem zunehmend relevanten Feld.
CAS Sport und Bewegung in und nach der Schwangerschaft
Der neue CAS-Studiengang der BFH umfasst zwei Fachkurse sowie ein EBP-Modul:
- Im Fachkurs Sport und Bewegung in der Schwangerschaft lernen Fachpersonen, wie sie Schwangere sicher und individuell durch sportliche Aktivitäten begleiten können – basierend auf aktuellen Empfehlungen und Forschungsergebnissen.
- Der Fachkurs Sport und Bewegung in der postpartalen Zeit vermittelt Wissen zu körperlichen Veränderungen nach der Geburt und zeigt auf, wie Frauen in der Rückbildungsphase und darüber hinaus gezielt und effektiv sportlich unterstützt werden können.
- Für den CAS-Abschluss ist zusätzlich eines der Module Evidence-Based Practice Review oder Care Report zu absolvieren.