Ein Master in Konservierung, und dann?

16.12.2022 Was macht man eigentlich nach einem Studium der Konservierung & Restaurierung? Meret Haudenschild ist HKB-Alumna und beantwortet Fragen, welche so oder ähnlich von Schüler*innen gestellt wurden.

Meret Haudenschild hat 2020 an der Hochschule der Künste Bern HKB den Master of Arts Conservation-Restoration abgeschlossen. Nach einem Vollzeitstudium im Bachelor hat sie sich im Master für ein Teilzeitstudium entschieden. Daneben konnte sie bei einem freischaffenden Restaurator und in mehreren Praktika praktische Berufserfahrung sammeln.

Was machst du jetzt beruflich?

Ich arbeite Teilzeit im historischen Museum Bern in der Konservierung. Nebenher bin ich selbständige Gemälde- und Skulpturenrestauratorin. Im Breitenrain teile ich ein Atelier mit fünf Berufskolleg*innen mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Zuletzt habe ich an einer komplett vergoldeten Skulptur aus einer Kirche gearbeitet. Die Oberfläche habe ich vom Russ der letzten zwanzig Jahre gereinigt, die vergoldete Fassung gesichert, zudem einige Stellen gekittet und mit einer Retusche farblich an den Umgebungston angepasst.

Wie muss man sich deine typische Arbeitswoche vorstellen?

In der ersten Wochenhälfte beschäftige ich mich mit verschiedensten Arbeiten, welche im Museum anstehen. Dazu gehören beispielsweise Ausstellungsauf- oder Abbau und ich reinige, festige und verpacke Museumsobjekte für den Transport.
Die zweite Hälfte der Arbeitswoche bin ich in meinem Atelier und arbeite an den laufenden Aufträgen. Ich beschäftige mich mit restauratorischen Arbeitsschritten, aber auch mit der Dokumentation oder Untersuchung von Kunstwerken. Teilweise bin ich unterwegs und arbeite vor Ort an Kunstwerken, die sich nicht transportieren lassen, in einem Schloss oder einer Kirche. 

Welche Spezialisierung hast du gewählt und was fasziniert dich daran?

Ich bin auf Gemälde und gefasste Holzskulpturen spezialisiert. An Gemälden ist die Maltechnik, die Farbauswahl und der Farbauftrag interessant, bei Skulpturen die Schnitztechnik, die Vergoldung und der Schichtenaufbau der Bemalung.

Was ist dir vom Studienalltag an der HKB am meisten in Erinnerung geblieben?

Die Masterarbeit erlaubte mir eine Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Zürich und dem Kloster Einsiedeln, wo ich die Schwarze Madonna wissenschaftlich untersuchen konnte. Die Erkenntnisse waren faszinierend: Ursprünglich war die Einsiedler Madonna in weisser Hautfarbe gefasst und mit meiner Arbeit konnte ich nachweisen, dass die Madonna vor der schwarzen Version eine braune Farbe trug.
Sehr gut in Erinnerung geblieben sind mir die Spezialisierungsmodule im Masterstudium. Sie gaben die Möglichkeit, eine Methode oder eine Thematik im Detail und im wissenschaftlichen Kontext zu bearbeiten und zu erlernen. 

Könntest du eine Skulptur überzeugend fälschen?

Ich könnte es nicht mit den ethischen Richtlinien meines Berufs als Restauratorin vereinbaren, eine Fälschung anzufertigen. Was ich vielleicht könnte, ist eine Fälschung aufdecken. Im Studium haben wir gelernt, mit dem Mikroskop Pigmente zu untersuchen und zu bestimmen. So kann man Unstimmigkeiten finden: Der berühmte Fälscher Beltracchi ist beispielsweise aufgeflogen, weil er Pigmente verwendet hat, die in der behaupteten Herstellungszeit noch nicht existierten.

Das Interview führte Dorothee Joss

Die Frau ist von ihrer rechten Seite her Fotografiert, sie arbeitet an einem Gemälde und schaut dabei durch ein Mikroskop..

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