Ein Schauspielstudium, und dann?

31.05.2023 Was macht man eigentlich nach einem Schauspielstudium? Schauspieler und HKB-Absolvent Julian Koechlin beantwortet Fragen, die so oder ähnlich von Schüler*innen gestellt wurden.

Portrait von Julian Koechlin. Er ist mittig abgebildet und blickt nachdenklich in die Kamera, Schlagschatten im Gesicht.
Bild: Claudia Link

Julian hat von 2013 bis 2018 an der Hochschule der Künste Bern HKB studiert. Zuerst im Bachelor Schauspiel und anschliessend im Master Expanded Theater.

Was bist du jetzt von Beruf?

Schon während der Schauspielschule habe ich in einigen Film- und Serienprojekten mitwirken können und wurde nach dem studieninternen Absolvent*innenvorsprechen an das Stadttheater Aachen in Deutschland engagiert. Dort war ich vier Jahre lang festes Ensemblemitglied. Mittlerweile bin ich freischaffender Schauspieler, spiele zurzeit als Gast in Aachen und stehe für Film und Serien in der Schweiz und in Deutschland vor der Kamera. Neben dem Beruf als Schauspieler bin ich auch als Drehbuchautor tätig und entwickle seit einigen Monaten zusammen mit einer Hamburger Produktionsfirma den Stoff für eine Serie, für die ich auch als Regisseur verantwortlich sein werde.

Wie sah dein letztes halbes Jahr beruflich aus?

Im Januar dieses Jahres feierten wir an den Solothurner Filmtagen die Premiere der zweiten Staffel der Schweizer Drama-Serie «Neumatt». (Anmerkung: Die Serie ist auf Netflix und SRF zu sehen, hier finden Sie den Trailer)

Im Februar starteten dann die Proben für das Shakespeare-Stück «Was ihr wollt»  am Stadttheater Aachen. Durch «Neumatt» haben sich für mich zudem neue Türen geöffnet: In der Zwischenzeit stand ich für eine ZDF-Serie und für einen deutschen Kinofilm, in dem ich den Schweizer Maler Paul Klee verkörpern durfte, vor der Kamera. Im August starten die Dreharbeiten zur dritten Staffel von «Neumatt».

Wie hat Corona deine berufliche Tätigkeit verändert?

Da ich während der Coronazeit noch fest am Stadttheater engagiert war, hatte ich das grosse Glück, finanziell abgesichert zu sein. Was an Kultur, Unterhaltung und künstlerischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen fehlt, wurde mir erst richtig bewusst, als es pandemiebedingt nicht mehr erlaubt war, aufzutreten.

Als Theater-Schauspieler ist man stets auf eine Resonanz eines Gegenübers angewiesen. Die direkte Rückmeldung des Publikums, die Spannung und die Atmosphäre während dem Auftritt sind ein wesentlicher Bestandteil im Beruf als Theatermacher*in. Wenn dieser Aspekt wegfällt, spürt man eine tiefe Lücke. Und das schmerzt.

Was ist dir vom Studienalltag an der HKB am meisten in Erinnerung geblieben?

Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir der enge Zusammenhalt meiner damaligen Schauspielklasse. So unterschiedlich die einzelnen Charaktere auch waren, umso familiärer war der Umgang miteinander. Von Konkurrenz war nie etwas zu spüren, weder zu Beginn noch gegen Ende der Ausbildung. Und gemeinsam organisierten wir eine wunderbare Theaternacht am Zikadenweg in Bern. Ein grosser und wichtiger Teil der Ausbildung ist ausserdem die körperliche Fitness. Jeden Tag Sport, sei es Aikido, Tanzen oder Akrobatik. Diese zufriedene Müdigkeit, die sich dann am Abend einstellt, muss man sich nach der Ausbildung erst mühsam mit Fitness-Center-Besuchen wieder zurückgewinnen.

Möchten Ihre Schüler*innen mehr wissen über die Berufsaussichten nach einem künstlerischen Studium? Senden Sie Ihre Fragen an dorothee.joss@hkb.bfh.ch