Prävalenz von Mangelernährung und Sarkopenie in Schweizer Rehabilitationszentren
Die Studie soll erstmalig nationale multizentrische Prävalenzdaten von Mangelernährung und Sarkopenie in der Rehabilitation erheben und so auf die Wichtigkeit der Thematik hinweisen.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Gesundheit
- Institut(e) Ernährung und Diätetik
- Förderorganisation Andere
- Laufzeit 01.01.2022 - 31.07.2024
- Projektleitung Prof. Dr. Undine Lehmann
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Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Undine Lehmann
Katja Uhlmann
Laura Marti -
Partner
Berner Reha Zentrum
REHAB Basel
Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER
Zürcher RehaZentren
Klinik Barmelweid AG - Schlüsselwörter Mangelernährung, Sarkopenie, Rehabilitation, Multicenterstudie
Ausgangslage
Mangelernährung und Sarkopenie sind in verschiedenen Bevölkerungsgruppen, insbesondere bei älteren Erwachsenen, weit verbreitete Gesundheitsprobleme. Sie gehen mit negativen Folgen wie höheren Komplikationsraten, längeren Krankenhausaufenthalten, erhöhter Morbidität und Mortalität sowie geringerer Lebensqualität einher. Es gibt nur wenige Prävalenzdaten für Mangelernährung und Sarkopenie, insbesondere in Rehabilitationskliniken und für verschiedene Rehabilitationsfachbereiche und Altersgruppen. Die Studie soll diese Lücke schliessen und sowohl Prävalenzdaten erheben als auch den Verlauf von Parametern für Mangelernährung und Sarkopenie während der Rehabilitation untersuchen.
Vorgehen
Für das primäre Ziel (Prävalenzstudie) wird eine nationale multizentrische Querschnittsstudie in fünf Rehabilitationszentren in der Schweiz durchgeführt. Für das sekundäre Ziel (Veränderung von Parametern während der Rehabilitation) wird eine prospektive multizentrische Beobachtungsstudie durchgeführt. Insgesamt sollen 550 Patienten über sechs Rehabilitationsfachgebiete eingeschlossen werden. Die Prävalenz wird nach internationalen Empfehlungen untersucht. Dabei wird zunächst ein Screening auf Mangelernährung durch die Bestimmung des Nutritional Risk Scores durchgeführt. Das Screening auf Sarkopenie wird durch einen validierten Fragebogen (SARC-F), die Bestimmung der Faustschlusskraft und die Bestimmung des Aufstehtests durchgeführt. Bei positivem Ergebnis schliesst sich ein Assessment und die Bestimmung des Schweregrades an, bei dem weitere Messparameter wie das Gewicht, der Body Mass Index (BMI), die Entwicklung von Appetit, Gewichtsverlust und Bedarfsabdeckung, die Muskelmasse und -Funktionalität untersucht werden. Ausserdem werden Veränderungen von Mangelernährungs- und Sarkopenieparametern (Faustschlusskraft HGS, Körpergewicht, BMI) sowie das Mass der funktionellen Unabhängigkeit (FIM) zwischen Eintritt und Austritt aus der Rehabilitation als Hinweis auf den Rehabilitationsfortschritt erhoben. Die Studie wird von Fresenius Kabi (Schweiz) AG unterstützt.
Ergebnisse
Die Datenerhebung dauerte vom 01.11.2022 bis 31.03.2023 an. Die Studie umfasste 558 Patient*innen (51,8 % männlich, Medianalter 73,0 Jahre). Die Gesamtprävalenz von Mangelernährung und Sarkopenie betrug 35,5 % (95 % CI 31,5, 39,6 %) bzw. 32,7 % (95 % CI 28,8, 36,8 %). Besonders betroffen von der Diagnose Mangelernährung waren Patient*innen in der geriatrischen (51.0%), pulmologischen (45.0%) und internistisch/ onkologischen (43.0%) Rehabilitation. Patienten mit dem Risiko einer Mangelernährung verloren während der Rehabilitation schätzungsweise durchschnittlich -1,14 kg (95 % CI -1,64, -0,63). Unabhängig vom Risiko oder der Diagnose einer Mangelernährung oder Sarkopenie nahmen HGS und FIM leicht zu. Am Ende der Rehabilitation hatten mangelernährte oder sarkopenische Patienten jedoch immer noch ein deutlich niedrigeres Körpergewicht, HGS und FIM als Patient*innen ohne Unterernährung (p<0,01). 37,3 % der Risikopatienten und 35,4 % der Patienten mit diagnostizierter Mangelernährung erhielten keine Gruppen- oder individuelle Ernährungsberatung. Die Ergebnisse wurden im Journal of Rehabilitation Medicine veröffentlicht (siehe Link unten, https://doi.org/10.2340/jrm.v57.42215).
Ausblick
Die Studie soll das Bewusstsein für die Bedeutung von Mangelernährung und Sarkopenie schärfen und den Bedarf des Ernährungsmanagements während der Rehabilitation sowie adäquate Nachsorge aufzeigen.