Digitale Alltagshilfen zur Unterstützung der Autonomie im Alter
Zu Hause in der vertrauten Umgebung alt und grau werden, das wünschen sich die meisten Menschen. Assistive Technologien haben das Potenzial, diesen Wunsch zu unterstützen, indem die Gesundheit und Sicherheit gefördert werden.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Gesundheit
Soziale Arbeit - Institut(e) Institut Alter
- Förderorganisation Andere
- Laufzeit (geplant) 01.01.2024 - 31.05.2025
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Projektleitung
Dr. Marina Paula Bruderer
Prof. Dr. Brigitte Gantschnig -
Projektmitarbeitende
Leah Reicherzer
Mandy Scheermesser
Thomas Ballmer
Franzisca Domeisen Benedetti
Tina Quasdorf -
Partner
ZHAW
Velux Stiftung - Schlüsselwörter Ageing in place, Assistive Technologien
Ausgangslage
«Ageing in place» beschreibt die Möglichkeit in der gewohnten Umgebung sicher und autonom zu leben, unabhängig von der individuellen Leistungsfähigkeit. Assistive Technologien können ein «ageing in place» und ein gesundes Altern fördern. Trotz ihres Potenzials werden Apps und Wearables jedoch nur langsam von älteren Erwachsenen angenommen und genutzt. Daher müssen der erwartete Nutzen, die Bedürfnisse und Einstellungen von älteren Erwachsenen, betreuenden Angehörigen, Gesundheitsfachpersonen und relevanten Stakeholdern geklärt werden. Darüber hinaus sind Informationen über die Qualität der verfügbaren Apps und Wearables sowie Empfehlungen für deren Nutzung erforderlich. Das übergeordnete Ziel unseres Projekts ist es, einen Überblick über und klare Empfehlungen für die Nutzung und Entwicklung breit einsetzbarer Apps und Wearables zur Unterstützung des gesunden Alterns und des autonomen Lebens im Alter zu formulieren. Dies auf der Grundlage der Qualität sowie des erwarteten Nutzens, der Bedürfnisse und der Einstellungen von Primär- und Sekundärnutzenden.
Vorgehen
Das Projekt wird in Kooperation mit dem Departement Gesundheit der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften durchgeführt. Verschiedene methodische Ansätze werden genutzt. Das Projekt ist in drei, sich ergänzende Arbeitspakete gegliedert: 1) Die Einstellungen, der erwartete Nutzen, die Bedürfnisse sowie potenzielle Hindernisse und Förderfaktoren hinsichtlich der Nutzung von Apps und Wearables wurden basierend auf sechs qualitativen Fokusgruppen- und drei Einzelinterviews, sowie vierzehn Experteninterviews mit a) älteren, zu Hause lebenden Erwachsenen, b) Angehörigen, c) Gesundheitsfachpersonen und Ärzteschaft und d) Expert*innen aus den Bereichen Interessenvertretung älterer Menschen, Gesundheitswesen, Politik und Gesellschaft, Medizininformatik, Recht und Datenschutz, Gesundheitsökonomie, sowie Ethik untersucht. 2) Die Scoping Recherche stützte sich auf a) einen WebCrawler für die App Store Suche, b) Wearable spezifische Apps, Produktbewertungen und ergänzende Online-Recherchen zur Identifizierung der Wearables. Nach einem angepassten Prozedere gemäss PRISMA wurden die Apps und Wearables zur Beurteilung der Qualität eingeschlossen. Die Qualität wurde anhand einer bestehenden Kriterienliste, ethische Aspekte, Datensicherheit und Usability bewertet. Zusätzlich wurde evaluiert, inwiefern die Apps und Wearables den erwarteten Nutzen und die Bedürfnisse erfüllen. 3) Synthese der Ergebnisse als Grundlage für die Formulierung von Nutzungs- und Handlungsempfehlungen.
Ergebnisse
Die Teilnehmenden sahen grosses Potenzial von Apps und Wearables zur Früherkennung, Ergänzung zur Gesundheitsversorgung, Förderung körperlicher Aktivität und für das Selbstmanagement im Alltag. Gleichzeitig wurden Hürden benannt: fehlende Benutzerfreundlichkeit und Nutzerzentriertheit, Bedenken bezüglich Sicherheit und Datenschutz, finanzielle und unterstützungsbezogene Zugangsschwierigkeiten, Herausforderungen durch die rasante Entwicklung und Veränderungen im Alterungsprozess. Die Scoping Recherche identifizierte über 14'000 Apps und 34 Wearables zur Unterstützung der Autonomie in den Bereichen Alltag, Information, Kommunikation, Aktivität und Mobilität, Sicherheit und Notfallmanagement, Gesundheit und Wohlbefinden, sowie Früherkennung und Diagnostik. Die Qualität der eingeschlossenen 142 Apps und 31 Wearables war sehr unterschiedlich. Häufige Schwächen waren mangelnde Transparenz, unklare rechtliche Rahmenbedingungen, Datenweitergabe und -aufbewahrung und langfristige Verfügbarkeit. Zudem wurde festgestellt, dass Namens- oder Anbieterwechsel die dauerhafte Nutzung und Wiederauffindbarkeit erschweren. Für jeden, im ersten Arbeitspaket identifizierten Nutzen oder Bedarf liess sich jedoch mindestens ein qualitativ ausreichend gutes Produkt finden. Die auf den Ergebnissen beruhenden Empfehlungen zur Nutzung von Apps und Wearables wurden in einem Workshop mit älteren Menschen, Angehörigen, Fachpersonen und Expert*innen angepasst, validiert und auf der Projekthomepage publiziert
Ausblick
Neben Beiträgen in Fachzeitschriften und an Kongressen ist eine Dissemination in die Praxis über verschiedene Kanäle und Plattformen geplant.