Umstrittenes Wylergut Wandbild: HKB unterstützt bei Entfernung

17.04.2023 Ein Wandbild im Schulhaus Wylergut enthält kolonial-stereotypische Darstellungen. Darum kommt es weg – Der Fachbereich Konservierung und Restaurierung unterstützt bei der Umsiedlung des über 70-jährigen Bildes.

Kolonial-Erbe in Berner Schulhaus

Die Wandmalerei zeigt Darstellungen, die das Alphabet mit Tieren, Pflanzen und anderen Gegenständen bebildern. Drei der Felder, die Buchstaben I, C und N beinhalten Darstellungen von Menschen, die aus heutiger Sicht als klar rassistisch gelten. Seit 1949 ziert das Bild ein Treppenhaus im Schulhaus Wylergut. In der Zwischenzeit wurden die Felder abgedeckt, 2020 von Unbekannten schwarz übermalt.

«Das Wandbild muss weg!»

Um eine längerfristige Lösung für das kontroverse Wandbild zu finden, schrieb die Stadt Bern einen Wettbewerb aus. Die Jury entschied sich für das Projekt «Das Wandbild muss weg!», welches die Entfernung des Wandbilds und eine Verschiebung in ein Museum forderte. Nun ist es so weit: das Bild wird bis Ende Jahr entfernt und dem Bernischen Historischen Museum übergeben, wo es 2024 in einer Ausstellung thematisiert wird.

Die Ausstellung soll das Werk kontextualisieren und eine gesellschaftliche Debatte anstossen – das könne laut Projekt-Team nicht in einem Primarschulhaus geschehen. Zusätzlich sind Workshops und öffentliche Veranstaltungen geplant.

Ansicht des Wandbilds im Wylergut, farbige Kacheln mit Darstellungen. Drei Kacheln sind schwarz übermalt.
Die drei umstrittenen Felder wurden von anonymen Personen übermalt. Bild: A. Ledergerber

HKB unterstützt bei der Abnahme

Der Fachbereich Konservierung und Restaurierung unterstützt die fachgerechte Entfernung des Bildes. Dabei wird das sogenannte Staccoverfahren angewendet: Die Malerei wird von vorne geschützt, vorsichtig hinterschnitten und auf ein neues Trägermaterial übertragen.

Das Konzept zur Umsetzung wurde von der HKB-Absolventin Alicia Ledergerber in ihrer Masterthesis entwickelt. In einer Pilotfläche wurden im Rahmen der Thesis bereits zwei Buchstaben-Felder abgelöst, um die Machbarkeit zu evaluieren.

Betreut wurde die Master-Thesis von Christel Meyer-Wilmes, Dozentin Konservierung und Restaurierung. Sie sagt, die Abnahme des Wandbilds sei eine Massnahme mit Ausnahmecharakter: Der Fachbereich priorisierte zuerst eine Bestandsaufnahme mit Untersuchungen zu Material und Herstellungstechnik. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde eine Machbarkeitsstudie möglicher Abnahmeverfahren evaluiert. Die ethische Auseinandersetzung mit dem Werk und vergleichbarer Objekte findet im Rahmen der Lehre analog dazu statt.  

Wylergut Wandbild mit einem Staubzelt
Die sorgfältige Ablösung der zwei Bild-Felder dauerte rund neun Stunden. Bild: A. Ledergerber

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