• Story

Eine Karte, die den Bäumen mehr Raum gibt

23.06.2025 Bäume sind für das städtische Klima von essenzieller Bedeutung. Auf Karten kommt ihre wichtige Funktion aber nicht zum Ausdruck. Ein Forschungsprojekt der BFH und der Universität Bern will dies ändern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bäume sind wichtig für ein gutes Klima im städtischen Raum. 

  • Konventionelle Karten bilden Bedeutung und Funktion von Bäumen nur ungenügend ab. 

  • Ein Forschungsprojekt hat zum Ziel, deren Lebensräume optisch darzustellen.

Was soll mit dem Projekt zur Kartografie von städtischen Bäumen erreicht werden? 

Bäume spielen eine entscheidende Rolle in den urbanen Gebieten. Sie tragen massgeblich zur Verbesserung des Stadtklimas bei, fördern das Wohlbefinden der Menschen und unterstützen die Biodiversität. Angesichts der zunehmenden klimatischen Herausforderungen wird es für die Stadtplanung immer wichtiger, die vielfältigen Funktionen und Bedürfnisse von Bäumen gezielt zu berücksichtigen.

Bis anhin fehlen jedoch geeignete Karten, welche diese Erkenntnisse anschaulich darstellen. Herkömmliche Karten zeigen lediglich, wo Bäume stehen, aber nicht, welches Biotop sie benötigen und wie sie ihr Umfeld beeinflussen, zum Beispiel in Form von Schatten, Kühlung oder als Lebensraum. Mit dem Projekt soll ein Beitrag geleistet werden, damit Karten künftig solche Informationen vermitteln und der mannigfachen Bedeutung von Bäumen gerecht werden.

grafische Aufbereitung von Informationen über Bäume
Herkömmliche Karten zeigen lediglich, wo Bäume stehen, aber nicht, welches Biotop sie benötigen und wie sie ihr Umfeld beeinflussen.

Wer soll mit den erweiterten Karten arbeiten? 

Die Karten sollen neue Grundsätze enthalten, wie Planungsinstrumente zu verbessern wären. Denkbar wäre auch, dass die Karten als Arbeitsinstrument für Planer*innen dienen könnten, etwa wenn es um Bauvorhaben oder Raumnutzungsfragen geht. Die Stimme der Biodiversität hat heute in der Gestaltung von Bauten und städtischen Räumen kaum Gewicht. Es wäre aber im Interesse von Fauna, Flora und Menschen, dass sie bei Planungs,- Gestaltungs- und Bewilligungsverfahren stärker gehört würde.

Bereits kleine Nuancen können die Aussage einer Karte beeinflussen.

Wie ist das Forschungsprojekt aufgebaut? 

In dem Projekt spielt die Zusammenarbeit an der Schnittstelle mehrerer Disziplinen wie zum Beispiel Design, digitale Geisteswissenschaften, Geografie und Ökologie eine zentrale Rolle. In einem ersten Schritt wird untersucht, wie ökologische Karten entstehen, wie sie aufgebaut sind und wie sie interpretiert werden. Danach erfolgt eine Klärung, welche Informationen die Karten über Bäume enthalten sollen, aber auch, wie sich deren Einfluss auf das Umfeld darstellen lässt. Als Ergebnis sollen Prototypen von Karten entstehen, die den Lebensraum und die Bedürfnisse von Bäumen akkurat abzubilden vermögen.

Liegen schon erste Ergebnisse vor? 

Die bisherigen Arbeiten haben gezeigt, dass bereits kleine Nuancen die Aussage einer Karte beeinflussen. Ein Beispiel dafür sind Strassenzüge. Sie werden auf Karten konsequent weiss dargestellt, also als eigentlicher Leerraum. Im Gegensatz dazu stehen die Auswirkungen, die Strassen mit ihrer Betriebsamkeit auf den sie umgebenden Raum und die Lebewesen haben.

Die Studie hat das Potenzial, Planungswerkzeuge zu optimieren.

Welches ist die grösste Herausforderung, die es zu überwinden gilt? 

Die Kartografie ist ein Feld mit vielen etablierten Normen und Konventionen. Doch gerade diese Konventionen können hinderlich sein, wenn es darum geht, Karten und ihre digitalen Möglichkeiten neu darzustellen. Solche Neuausrichtungen brauchen Zeit und Überzeugungsarbeit.

Welchen Nutzen hat das Projekt für die Gesellschaft? 

Die Studie hat das Potenzial, um Planungswerkzeuge zu optimieren und damit eine Grundlage zu schaffen, damit Planer*innen besser mit den Herausforderungen durch den Klimawandel umgehen können. Umfassendere Visualisierungen von Räumen als Biotope können helfen, städtische Gebiete zu planen, welche die Bewohner*innen wirkungsvoller vor der zunehmenden sommerlichen Hitze schützen, und den planerischen Kompass generell stärker in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung einzustellen.

Mehr über das Projekt und die BFH-Expertin dahinter

Das Projekt zur Kartografie von städtischen Baumbeständen ist eine Kooperation der BFH mit der Universität Bern und wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.

Es steht unter der Leitung von Katharina Scheller und bildet gleichzeitig deren Dissertationsarbeit an der Uni Bern.

Katharina Scheller ist Kommunikationsdesignerin und assoziierte Forscherin am Institute of Design Research der Hochschule der Künste Bern (HKB). Die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit liegen beim Kommunikationsdesign, der Kartografie, der ökologischen Kartierung und der Wissensvisualisierung. 

Portraitbild Katharina Scheller

Mehr erfahren