Student*in im Fokus: Alina Schmid

11.12.2023 Alina Schmid absolviert den Master-Studiengang Conservation and Restoration an der HKB. Bevor sie sich diesem Bereich widmete, studierte sie Kunstgeschichte an der Universität Bern.

Eine blonde Frau sitzt auf einer Treppe mit blauem Geländer.

Im Jahr 2019 schloss Alina ihr Kunstgeschichtsstudium mit einer Abschlussarbeit ab, die im Kontext des 100-jährigen Bestehens des Bauhauses stand. Bereits während ihres Studiums an der Universität Bern erhielt sie Einblicke in den Bereich der Konservierung und Restaurierung. So sammelte sie erste Praxiserfahrung durch Arbeiten bei der Münsterbauhütte und der Phoenix Restauratoren GmbH, bevor sie sich für das Studium im Fachbereich Konservierung und Restaurierung der HKB entschied und dieses im Herbst 2020 begann.

Ich erinnere mich an unser Gespräch während der Eignungsabklärung. Alina hat damals erwähnt, dass ihr in der Kunstgeschichte oft der nähere Dialog mit dem Werk fehlt, um ein tieferes Verständnis für dessen Materialeigenschaften, Veränderungen, Bedeutung und Kontext zu entwickeln. Als ich sie damals fragte, wo sie sich in drei Jahren sieht, konnte sie noch keine klare Antwort geben. Nach dem zweijährigen Grundstudium, das Teil des Bachelor ist, entschied sich Alina zunächst für die Vertiefung Gemälde und Skulptur. In einer abschliessenden Semesterarbeit widmete sie sich thematisch flüssigen Klebeschäumen. Der Ausbildungsweg von Alina führte weiter über diverse Praktika. Sie war tätig bei der Denkmalpflege der Stadt Bern, im Schweizerischen Nationalmuseum mit seinem Sammlungszentrum sowie bei der Kunstsammlung der Stadt Bern.

Andreas Buder: Was glaubst du, welchen Einfluss haben deine Praktika auf deine Entscheidungen im Studium gehabt? Und was würdest du anderen Studierenden raten?

Alina Schmid: Praktika stellen für mich die Verbindung zur realen Welt dar, sie sind Abbild des künftigen Berufs. Zu den vielfältigen Möglichkeiten an der HKB zählt neben der Zeit auch der Zugang zu spezialisierten Geräten, um Kunstobjekte umfassend zu analysieren. Das ist grossartig! Im Beruf hingegen ist der Alltag oft geprägt von den Faktoren Geld und Zeit. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir Studierende früh lernen, das erworbene Wissen zu abstrahieren und auf die spezifischen Anforderungen und Situationen im Beruf zielführend anzuwenden.

Im Herbstsemester 2022 absolvierte Alina ein Auslandssemester im Rahmen des Swiss-European Mobility Programme (SEMP) (ehemals Erasmus) am CICS – Cologne Institute of Conservation Sciences der TH Köln.

Wie hast du den Austausch an einer der grössten Fachhochschulen Europas wahrgenommen?

Den Austausch erachte ich als sehr wichtig. Das gegenseitige Gespräch über verschiedene Herangehensweisen, Argumentationen und Massnahmen ist äusserst bereichernd, da es meist nicht nur eine, sondern viele mögliche Lösungen, also Alternativen gibt. Dieser Austausch sollte auch unbedingt über die eigene Spezialisierung und deren Grenzen hinaus gefördert werden. Köln ist zwar nicht weit weg, für mich war es jedoch ein wichtiger und konsequenter Schritt. Der Austausch mit den Dozierenden und vor allem den Studierenden war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung.

Was hat dich am CICS am meisten beeindruckt und was hast du an der HKB schätzen gelernt?

An jeder Hochschule gibt es immer positive und negative Aspekte. Und die geäusserte Kritik ist meist auf hohem Niveau. Die Erfahrungen in Köln liessen mich genau das erkennen. Dadurch wurde vieles relativiert und ich konnte manches neu schätzen lernen. Im Allgemeinen war es gut, aus meiner gewohnten Routine auszubrechen. Dadurch wurde ich mir auch meiner privilegierten Situation an der HKB erneut bewusst.

Nun wurde in Köln dein Interesse für die modernen Materialien und für zeitgenössische Kunst geweckt. Kannst du sagen, weshalb erst dort, wenn es doch im Fachbereich an der HKB eine Vertiefung Moderne Materialien und Medien (MMM) gibt?

Das Studium in Konservierung und Restaurierung ist äusserst vielfältig und innerhalb der HKB gibt es ein breites Angebot. Während der eigenen Studienzeit ist es unmöglich, alle diese Angebote wahrzunehmen. Das Auslandssemester ermöglichte mir eine Auszeit, während der ich mich bewusst noch weiteren für mich interessanten Themen widmen konnte. Dabei beschäftigte ich mich primär mit Werkstoffen und der Herangehensweise an zeitgenössische Kunstwerke. Dies bewog mich schliesslich dazu, mein Studium in der Vertiefung MMM fortzusetzen.

Dein Studium an der HKB stellst du sehr individuell zusammen, insbesondere durch die Mischung aus Modulen unterschiedlicher Vertiefungen. Was versprichst du dir davon und wo soll es am Ende für dich hingehen?

Ich verfolge keine im Voraus geplante Agenda. Ich orientiere mich an meinen Interessen und versuche, so viel aus dem Studium mitzunehmen wie möglich. Die bisher erarbeiteten praktischen Erfahrungen ausserhalb des Studiums sowie die Gespräche mit verschiedenen Restaurator*innen haben mich auf meinem Weg immer wieder bestärkt. Dieser individuelle Weg scheint für mich passend zu sein. Aus meiner Sicht ist es wichtig, sich als Studierende immer wieder aktiv für seine Ziele einzusetzen und die eigenen Vorhaben gut zu begründen. Diese eigene Reflexion sehe ich auch als einen relevanten Teil im Beruf einer Konservatorin-Restauratorin.

Alina Schmid gestaltet mit Leidenschaft und einem Fokus auf ihre persönlichen Ziele ihren eigenen Weg durch das komplexe Labyrinth von Studium und Beruf. Ihre Geschichte ist geprägt von scheinbaren «Umwegen», die sich aber letztendlich als entscheidende Etappen auf ihrem Weg herausstellten. Die Reise geht weiter und wir sind gespannt, wohin sie ihre Entschlossenheit und ihre Zielstrebigkeit in der Zukunft führen.

Text: Andreas Buder, Studiengangsleiter im Fachbereich Konservierung und Restaurierung.

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