Vielfältiges Quartier für alle
Das Projekt erprobt die diversitätsreflektierte Öffnung von Beteiligungsmöglichkeiten im Sozialraum. In Zusammenarbeit mit der Quartierbevölkerung und der Gemeinwesenarbeit werden künstlerische und kommunikative Interventionen entwickelt.
Steckbrief
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Beteiligte Departemente
Hochschule der Künste Bern
Soziale Arbeit -
Institut(e)
Institute of Design Research
Institut Soziale und kulturelle Vielfalt - Forschungseinheit(en) Social Design
- Strategisches Themenfeld Themenfeld Caring Society
- Förderorganisation Andere
- Laufzeit (geplant) 11.01.2023 - 31.03.2025
- Projektleitung Prof. Simone Gäumann
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Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Annina Tischhauser
Beatrice Kaufmann
Dana Pedemonte - Schlüsselwörter Teilhabe, Diversität, künstlerische, Interventionen, Social Design, sozialräumliche Soziale Arbeit, partizipative, Wissensproduktion
Ausgangslage
Die Lebensqualität der Menschen in der Stadt Bern hängt massgeblich von ihrer Zufriedenheit mit der Wohnumgebung und der Einschätzung ab, auf diese Einfluss nehmen zu können. Die Möglichkeit, den eigenen Sozialraum aktiv mitzugestalten sowie einen Beitrag an das Zusammenleben zu leisten, ist jedoch abhängig von strukturellen Zugangsbedingungen sowie individuellen Voraussetzungen und stellt in benachteiligten Quartieren eine besondere Herausforderung dar. In der Stadt Bern besteht ausgewiesener Bedarf an innovativen Beteiligungsmöglichkeiten für Menschen in sozial benachteiligten Quartieren. Bestehende Möglichkeiten zur Teilhabe sind weitgehend angebotsorientiert, fokussieren auf eine bestimmte Zielgruppe (z.B. Migrant*innen) und erreichen die Quartierbevölkerung oft nur unzureichend: Die vielschichtigen Lebenswirklichkeiten, diversen Erfahrungen und Wissensbestände der heterogenen Quartierbevölkerung werden aufgrund herkömmlicher Anspracheformen sowie an der Mehrheitsgesellschaft orientierten Beteiligungspraxen noch zu wenig beachtet. Vor diesem Hintergrund initiiert das Projekt «Vielfältiges Quartier für alle» in Bern West Möglichkeiten zur Gestaltung von Partizipationsprozessen. Dazu werden gemeinsam mit der Quartierbevölkerung und Fachpersonen der Gemeinwesenarbeit künstlerische und diversitätssensible Interventionen und Impulse entwickelt. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Förderung der Verständigung und Beteiligung im Quartier.
Vorgehen
Das Projekt hat zum Ziel, mittels kollaborativer Entwicklung von diversitätsreflektierten künstlerischen Interventionen nachhaltige Verständigungs- und Beteiligungsprozesse zu schaffen. In enger Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus der Quartierarbeit, Schlüsselpersonen und Menschen aus dem Quartier eruieren wir Themen, die in Bern West präsent und dafür geeignet sind, Beteiligungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten zu erweitern. Im Vorfeld der Ausarbeitung jeder Intervention bauen wir ein bedarfsorientiertes, quartiernahes und möglichst diverses Netzwerk auf, das sowohl Zugang zu bestehenden als auch zu neuen Kontakten im Stadtteil ermöglicht. Nicht nur die Intervention selbst als fassbares Produkt ist dabei wichtig, sondern der gesamte lancierte Prozess als Verständigungs- und Möglichkeitsraum ist zentraler Bestandteil des Vorhabens. Betroffenheiten, Interessen und Ressourcen im vielfältigen Quartier werden so einbezogen und fliessen zyklisch in die Entwicklung weiterer Interventionen ein. Im Quartier sollen so längerfristig erweiterte Beteiligungsmöglichkeiten eröffnet werden, um das Zusammenleben im vielfältigen Quartier mitzugestalten.
Ergebnisse
Die Interventionen boten den Bewohnenden in Bern West viele niederschwellige und sinnlich ansprechende Beteiligungsformen. Durch die im Reallabor partizipativ erarbeiteten Themen wurde bei den Beteiligten die Relevanz des eigenen Alltagswissens zu Teilhabehürden und -möglichkeiten im Stadtteil erfahrbar. Mittels vielfältig eingesetzter visueller, auditiver und haptischer Materialien und Beteiligungsmöglichkeiten (u.a. über Musik, Essen) entstanden Möglichkeitsräume für Personen, die bisher wenig vernetzt oder beteiligungserfahren waren. Die im transdisziplinären Verbund umgesetzten Interventionen förderten Gelegenheiten für symbolische und effektive Raumaneignung. Das Sicht- und Hörbarmachen von Vielstimmigkeit im Sozialraum baute Teilhabehürden ab. Die Interventionen setzten Impulse zur Verständigung und Aushandlung eines Wir-Gefühls. Auch regten sie die Bewohnenden an, Ambivalenzen des Zusammenlebens als Zeichen der Vielstimmigkeit und Ressource für Veränderung zu erkennen. Sie erwirkten eine positive emotionale Resonanz und boten vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse wichtige Gelegenheiten, sich angesprochen zu fühlen. Dadurch konnten die Verbundenheit, Zugehörigkeit und das Erleben von Teilhabe gestärkt werden. Insgesamt bergen diversitätssensibel gestaltete Interventionen das Potenzial, einen Transformationsprozess im Hinblick auf Ansprache und Beteiligung anzustossen.
Ausblick
Die Erkenntnisse leisten einen Beitrag zu einem erweiterten Verständnis einer diversitäts- und machtsensiblen Wissensproduktion und eröffnen erprobte Reflexionsmöglichkeiten zur Ausgestaltung von lebensweltnahen Beteiligungsformen.

